Zusammenfassung
Hintergrund: Beim PANDAS (Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorders Assocciated with Streptoccocal
Infections) handelt es sich um ein Krankheitsbild, bei dem Zwangs- und Ticstörungen
auf eine Streptokokken-Infektion zurückgeführt werden. Anhand einer Literaturrecherche
sollte geklärt werden, inwieweit die Tonsillektomie (TE) als therapeutische Maßnahme
zu empfehlen ist.
Methoden: Bei PubMed wurde mit den Schlagworten tonsillectomy und PANDAS, OCD, compulsive,
pediatric autoimmune, Chorea und Tic nach Studien gesucht, in denen die Tonsillektomie
zur Behandlung einer PANDAS ausgeführt worden war. Herangezogen wurden ausschließlich
Artikel ab 1995 bis zum 31.07.2015. Übersichtarbeiten zum Thema PANDAS ohne Patientendarstellung
wurden ausgeschlossen.
Ergebnisse: Insgesamt entsprachen 9 Artikel den Suchkriterien. In 6 Publikationen wird über 8
Einzelfälle berichtet, in denen die TE einen mehr oder weniger positiven Effekt auf
die neurologischen Auffälligkeiten ausübte. Daneben fanden sich 3 Fallserien mit insgesamt
173 Patienten, von denen 91 der TE zugeführt worden waren. Die Nachbeobachtungszeit
schwankte bei den Fallberichten zwischen 2 und 36 Monaten. Nur in zwei der drei Fallserien
war eine Nachbeobachtung vorgesehen, die zwischen zwei und drei Jahren betrug. Über
einen vollständigen Therapieerfolg wurde bei vier der acht Einzelfälle sowie in einer
Fallserie bei weiteren drei Patienten berichtet. Dieser Effekt ließ sich bei den tonsillektomierten
Patienten der beiden anderen Fallserien nicht beobachten, nicht einmal tendenziell.
Schlussfolgerung: Die Diagnosestellung einer PANDAS ist wegen der möglichen Überlagerungen durch neurologisch-psychiatrische
Komorbiditäten und Fehlen eines zuverlässigen Biomarkers und erschwert. Der positive
Einfluss der TE in den Einzelfallberichten kann nicht zweifelsfrei von dem Effekt
der postoperativen Medikation abgegrenzt werden. Größere Fallserien konnten den vereinzelt
beobachteten positiven Effekt des Eingriffs nicht bestätigen. Angesichts der nicht
zu vernachlässigenden operationsbedingten Morbidität und Mortalitätsrate erscheint
eine Indikationsstellung nur im Rahmen von kontrollierten Studien mit standardisierter
Vorgehensweise empfehlenswert.
Abstract
Tonsillectomy for PANDAS?
Background: Pediatric autoimmune neuropsychiatric disorders associated with streptococcal infections
(PANDAS) is a disease attributed to children with obsessive compulsive or tic disorders
associated with streptococcal infections. Because otolaryngologists evaluate a large
number of pediatric patients with recurrent streptococcal infections, tonsillectomy
(TE) is a common option of therapy. This study was undertaken to evaluate the efficacy
of tonsillectomy in patients presenting with a verified PANDAS.
Material and Methods: A PubMed research was performed using search terms „tonsillectomy“ and „PANDAS“,
„OCD“, „compulsive“, „pediatric autoimmune“, „Chorea“ and „Tic“ limited by publication
date January 1, 1995 to July 31, 2015. Reviews without patients were not included
in the review.
Results: Nine papers matched our search terms, including 6 case reports with 8 patients and
3 case series. Most case reports were in favor for TE, but this was by far not supported
by the findings in the case series. The follow-up ranged form 2-36 months (case reports)
and 24-36 months (case series).
Conclusions: establishing the diagnosis of PANDAS is complicated by underlying co-morbidities
in the field of neurology-psychiatry and the lack of a reliable biomarker. The positive
outcome after TE as reported in case studies may be influenced by the postoperative
medication and is not supported by the results of large-scale studies. In the light
of the considerable postoperative morbidity and unavoidable mortality rate it appears
wise to indicate TE only in clinical studies with standardized inclusion criteria.
Schlüsselwörter
Tonsillektomie - PANDAS - Chorea minor - rheumatisches Fieber - Streptokokken - Tics
- Zwangsstörungen
Key words
tonsillectomy - PANDAS - Sydenhamʼs Chorea - rheumatic fever - streptococci - tics
- obsessive compulsive disorders